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Das leere Boot und der Umgang mit Zorn!

27/5/2015

Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne.

Der Zen-Meister antwortete:
„Stell dir vor, es ist ein nebliger Tag. Du bist mit deinem Boot draußen auf dem See. Durch den Nebel kannst du kaum etwas erkennen, bis plötzlich ein anderes Boot durch die Schwaden genau auf dich zukommt.

Du wirst zornig. Du denkst: na so ein A..., ich habe erst gestern mein Boot neu angestrichen … und schon kracht das fremde Boot in deins hinein. Du kannst die frische Farbe, die du gestern so mühevoll aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Zorn!

Dann schaust du genauer hin und siehst: das andere Boot ist leer. Niemand ist drin. Niemand, der dich absichtlich gerammt hat. Dein Zorn verfliegt. Du seufzt und denkst: was soll das. Dann muss ich demnächst eben noch einmal streichen. Die Sache ist für dich damit gelaufen."

Der Zen-Meister fuhr fort:
„So ist es mit allem im Leben und mit allen Menschen, denen du begegnest: Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.“

Der Schüler sagte:
„Hmm, da ist etwas dran. Doch selbst wenn ich sehe, dass das Boot leer ist, werde ich erst einmal die ganze Welt verfluchen und mir einfach vorstellen, es säße jemand in dem Boot, der mir absichtlich schaden will.“

Da antwortete der Meister:
„Wohl wahr. So ticken wir Menschen. Doch je mehr wir üben, umso leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie lächerlich und nutzlos es ist, am Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.“ :-)

(Autor unbekannt)

Foto © Morena Hanisch


Kategorien: Geschichten